A Casa de Gafarim em destaque no terceiro número de 2019 da revista Architektur, Alemanha.
Cool im
heißen Süden
Gafarim House / Ponte de Lima / Tiago do Vale
Es ist eine Architektur der gespannten (um nicht zu sagen verkrampften) Dualität zwischen den Prinzi- pien einer traditionellen, volkstümlichen Architektur und einem unkontrollierten Wachsen von Formen und Körpern in der Landschaft. Die Architektur der Tiago do Vale Architects im Norden von Portugal erinnert ein wenig an die typischen Bauten der in Europa unter dem “Five Architects” bekannten Amerikaner aus den 80er Jahren: große weiß Flächen, auf E ekt heischende Wirkung gezielte Volumenanordnung – jede, noch so ungewöhnliche Position ist gut für ein “tolles” Architekturfoto.
In einem natürlich fragmentierten und aufgelösten Kontext bietet das Gafarim House eine gewisse Monumentalität. Opake Volumina erstrecken sich zur Straße hin, betonen die kompakten -in Anlehnung an die traditionelle portugiesische Volksarchitektur im Norden des Landes leicht parallel verschobenen- Baumassen und stellen gleichzeitig eine Proportionalität, einen Maßstab mit dem Umraum her. So wie seine Nachbargebäude steht es autonom in der Landschaft, als ein unabhängiges Objekt unter ebenfalls unabhängigen Objekten. Allerdings distanzieren seine Form, Detaillierung und Gestalt es von dem post(modernen)-ländlichen Dekorationsdrang der üblichen portugiesischen, ländlichen Neubauten der Gegenwart. Seine äußerliche Sparsamkeit und Zurückhaltung steht im Kontrast zu seiner generösen Innenraumgestaltung samt den hohen Decken, die eine Referenz an die Weite der umgebenden Landschaft darstellen.
Eine sehr eigenwillige Neuinterpretation der Volksarchitektur im Norden Portugals entwarfen die Tiago do Vale Architects in Ponte de Lima. Weiße, geschlossene Körper im Gegensatz zu einer, die totale Transparenz vermittelnden Glaswand, bestimmen dieses Einfamilienhaus. Sehr cool und modern!
Der Eingang ist ein langer Durchgangsraum und ein Bereich für sich selbst. Der wichtige und eigentliche Eindruck dieser Architektur entwickelt sich in der Bewegung, in der Transition, wenn man vom Eingang zum Innenraum gelangt, aus dem Schatten ins Licht, vom undurchsichtig opaken in die totale Transparenz und O enheit. Dieser Kontrast im „Fortschreiten“ ist die eigentliche Präsenz des Doppelspiels und der Kontraste, die das architektonische Thema des Projektes bilden. Aus dieser gedrückten und geleiteten Bewegung heraus entwickelt sich der Innenraum mit seiner doppelgeschossigen Höhe als Zentrum des Hauses. Er vereint unter demselben Dach die Küche, die sozialen Bereiche für Wohnen Essen und Kommunikation, er bestimmt die häusliche Organisation wie auch bei den in dieser Gegend üblichen, traditionellen Wohnhäusern. Es ist ein Raum von großer Transparenz mit einer Glaswand, die den fließenden Kontakt zum Grundstück und in die Weite der Gegend herstellt.
Im Gegensatz zu dieser O enheit erlauben die Öffnungen, die gegen Nordost gerichtet sind, einen kontrollierten Tageslichteintritt. Das Morgenlicht reflektiert sich hier in der Wasserfläche des Pools und von hinten leuchtet die Nachmittagssonne über die Mezzaninebene in den Gemeinschaftsbereich herein. So animiert die wechselnde Beleuchtung über den Tag gesehen, ständig die Architektur. Ohne eine ausdrückliche Trennung entwickeln sich die Privatbereiche wie selbstverständlich aus dem Raum heraus und alle Schlafzimmer sind gegen Südosten gerichtet. Ein kleiner, innerer Hof ist dem Elternschlafzimmer und den Bädern zugeordnet, er ist -obwohl formal innerhalb des Hauses doch- ein Außenraum.
Zwischen traditioneller Volksarchitektur und zeitgenössischen Referenzen, zwischen geschlossenen Körpern und o enen Flächen ist dieses Haus ein Beispiel der Widersprüchlichkeit und der Provokation, verdichtet in einer einfachen, pragmatischen Struktur.
Blendend weiß und mit großen “Showflächen” versehen, ist dieser Bau eine provozierende Neuinterpretation traditinoneller Architektur.